Freitag, 2. Juli 2010

so und nicht anders :-)))


Heute mal eine Geschichte....

Sie tritt aus der Tankstelle, packt ihre Geldbörse in die Handtasche, geht auf ihr Auto zu, das kleine Auto steht unter dem Dach an der Tanksäule. Sein Metallic-Lack glänzt in der Sonne.
"Immer noch," denkt sie", "es ist mit mir in die Jahre gekommen."
Sie lächelt, der leichte Sommerwind weht die Strähne ihrer kurzen, grauen Haare aus ihrem Gesicht.
Diese Strähne ist blau gefärbt.
"Blau, wie meine himmelblauen Augen", sagt sie stets, wenn man sie danach fragt und denkt: "Blau, wie meine Träume und der Hauch von Wildheit und Freiheit, die in mir ist."
Immer noch ist dieses unbekümmerte Lachen auf ihren Lippen und in ihren Augen - immer noch nach all diesen Jahren, die ins Land gingen und nicht nur kaum sichtbare Fältchen um ihre Augen zauberten.

Durch das halbgeöffnete Fenster des Autos streckt sich ihr eine Hundeschnauze freudig entgegen. Der Körper ihres Airdalemädchens scheint sich vor Freude zu überschlagen, scheint hunderte Pfoten zu haben, die Rute wedelt unbändig hin und her. Das Schnäuzchen reckt sich ihr entgegen, sucht ihre Nähe, versucht einen Hundekuss auf ihr Gesicht zu geben.
"Süße. Meine kleine Süße. Hat ja nicht lange gedauert. Jetzt fahren wir in den Hundeladen und kaufen Dir ein Autogeschirr, damit Du nicht durch das Auto purzelst."
Sie lächelt ihr Hundemädchen an, streichelt liebevoll über ihr Köpfchen.
"Hund müsste man sein." Eine dunkle Männerstimme klingt von der nächsten Zapfsäule zu ihr herüber.
Sie schaut verwundert hinüber.
Meint diese Stimme sie?
Nein, das kann nicht sein.
Noch vor wenigen Wochen, als sie als Älteste unter jungen Kollegen arbeitete, gab man ihr das Gefühl richtig alt zu sein. Alt und überflüssig. Die Männer, die das Büro betraten, übersahen sie, lachten und scherzten mit den Jungen. Sie wurde nicht mehr wahrgenommen, war als Frau nicht mehr existent.
Nun ist sie aus dem Berufsleben ausgeschieden, genießt ihren Ruhestand. Ein Urlaub hat alles relativiert. Sie fühlt sich fit und frei und einfach nur gut. Das strahlt sie auch aus, geht fröhlich durch ihren Tag, der nun nicht mehr fremdbestimmt wird.

Sie schaut sich um. Weit und breit kein anderer Hund zu sehen. Kein Zweifel: man meint sie.
Sie schaut in Richtung der Stimme. Über ihr Autodach schaut sie den Dazugehörenden an: ein Mann, schätzungsweise ihr Alter, betankt sein Auto und schaut interessiert zu ihr herüber. Er lächelt.
Sie lächelt zurück.
"Schöne Augen hat er", denkt sie, "sehr schöne. Dunkelblau und offen. Sympathisch. Und seine Stimme.... schön. Wow! Er meint mich!"
Er trägt einen grauen Anzug, in der Hand hält er die Zapfpistole, mit der er seinen Jaguar betankt. Glatte, graue Haare fallen in seine Stirn.
Es gibt keinen Zweifel. Er meint sie.
"Ja," denkt sie, "Hund müsste man sein" und ihre Lippen formen lächelnd stumm diese Worte.
Er lächelt zurück und es schwingt etwas in seinem Blick, in seinem Lächeln, in seinem Gesicht, in der behutsamen Zurückhaltung seiner schlanken Figur, etwas, das mit Sommer, Zauber und diesem freien Tag zu wetteifern scheint.

Sie setzt sich in ihr Auto, schaut durch die halbgeöffnete Fensterscheibe zu diesem Fremden. Der schaut aufmerksam. Schaut sie an. Ja, sie ist es, niemand anders, der sein Blick gilt.
Sie zögert. Welches Wort wäre das richtige, um noch gesagt zu werden? Gäbe es eins?

Sie schweigt, dreht den Autoschlüssel um, legt den Gang ein. Leise schnurrt der Motor, sie tritt das Gaspedal ein wenig herunter, langsam und leise fährt sie davon.