Sonntag, 16. Mai 2010
Abgedüst
Bei unserem heutigen Spaziergang trafen wir viele Hunde und ihre Besitzer. Einen lernte ich heute kennen und hab mich mit ihm auf Anhieb super verstanden. Wir haben wundervoll auf der schönen Blumenwiese gespielt: sind um die Wette gerannt und haben Stöckchen wiedergeholt, die uns geworfen wurden. Das ging solange gut, bis ich eine Spur eines Wildes in die Nase bekam. Da bin ich losgedüst, ab in den Wald. Die Ohren hab ich auf Durchzug gestellt, was gar nicht schwer war, denn der leichte Wind ließ die Baumwipfel rauschen. Herrchen pfiff sich die Seele aus dem Leib, Frauchen rief verzweifelt: ich hörte nichts. Herrchen bekam von Frauchen einen Rüffel, weil sie kurz vorher gesagt hatte, er möchte mich anleinen. Herrchen mußte dort warten, wo ich losgedüst bin, Frauchen lief den Waldweg herunter in die Schonung und von dort in die hohen Tannen. Sie rief und rief meinen Namen. Da kam zu allem Übel, oder in diesem Fall zu unserem Glück, der Jagdbesitzer angefahren. Den hat Frauchen angehalten und ihm gesagt, dass er um Himmels Willen nicht auf mich schießen sollte. Das versprach er auch, obwohl er Angst um seine kleinen Rehkitze hatte, die vielleicht auf der Waldwiese lagen. Aber einen dicken Rüffel bekam Frauchen, dass ich frei im Wald laufen durfte. Das Wild war natürlich schneller gewesen als ich und so entschloss ich mich, zurückzugehen. Von Weitem sah ich Frauchen schon, wie sie angerannt kam. Sie sah mich auch. Da hab ich erst einmal geschaut, wie ihre Laune wohl war. Sie freute sich, mich zu sehen, das zeigte ihre Körpersprache. Also bin ich zu ihr hingetrottet. Ich war sowas von kaputt, Du glaubst es nicht, obwohl ich zwischendurch im Waldbach Wasser getrunken hab. Ich konnte nur noch langsam neben Frauchen gehen. Die hat das gesehen und ist langsamer gegangen. Herrchen freute sich ebenso, mich wiederzusehen, wenngleich er auch mit mir schmipfte, aber das war nur Alibi, das spürte ich genau. Er war ebenso glücklich wie Frauchen, dass ich wieder da war. Aber ich befürchte, dass ich dort nicht mehr frei laufen darf.
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