Mittwoch, 18. November 2009
Über das Schweigen
Nicht wortlos sein, miteinander.
*
Wie gehst Du mit dem Schweigen um?
Bist Du verschwiegen?
Ok, das ist eine gute Eigenschaft.
Es gibt viele Arten des Schweigens: den Zurückzug auf sich selbst, was heilsam ist.
Aber auch das Schweigen aus Traurigkeit oder Resignation.
Schweigst Du, wenn man Dich etwas fragt, eine Antwort wichtig ist und Du sie geben könntest? Das ist eine andere Art des Schweigens.
Also, ich schweige nicht. Frauchen sagt, dass ich eine kleine Krawallbiene bin. Nicht immer, aber immer wenn sich Jemand unserem Haus nähert, der hier nichts zu suchen hat. Dann werde ich richtig laut und sehr giftig. Das ist am Tag so und auch bei Nacht! Herrchen und Frauchen sind dann hellwach und schauen, warum ich so giftig bin. Frauchen ist froh, dass ich so wachsam bin.
Aber ich wollte Dir etwas anderes erzählen:
Am Samstag hatte unsere Freundin Claudi eine bemerkenswerte Ausstellung, die den Titel Menschenbilder trug. Sie zeigte in einer Galerie ihre Gemälde, auf denen sie überwiegend afrikanische Frauen dargestellt hatte. Hinter allen diesen Frauenbildnissen verbarg sich eine, meist traurige Geschichte.
Schau mal: http://claudiaackermann.blogspot.com/
Claudi hatte auf allen Tischen kleine Flyer gelegt, auf denen eines ihrer Gemälde abgebildet war. Dazu hatte sie einen Spruch geschrieben, der inhaltlich sagte, dass viel zu viele Frauen in viel zu vielen Ländern der Erde die gleiche Sprache sprechen: Schweigen.
Frauchen hat mit mir darüber gesprochen, gestern, als wir allein durch den Wald trabten.
Sie sagt: "Schweigen kann auch eine starke, schwarze, zerstörerische Kraft sein".
Das weiß Frauchen sicher. Sie hat ein Gedicht darüber geschrieben. Schau mal auf ihren Blog. Wenn sie es bei Lesungen vorliest, kommt meist am Ende der Lesung eine Zuhörerin, die sie auf das Gedicht anspricht. Einmal war es eine Kursleiterin, die einen Erfahrungskurs zu diesem Thema leitete. An diesem nahmen überwiegend Frauen teil, die unter dem Schweigen ihrer Männer litten.
Am Schweigen kann man zerbrechen, sagt Frauchen.
Das antwortlose Schweigen. Das ist das Schlimmste. Wenn man keine Antworten auf Fragen bekommt, und man weiß, dass es sie gibt. Dieses Schweigen, wo bewußt die Antworten verschwiegen werden. Wo letztendlich das Gegenüber gar nicht mehr redet. Dann ist das Schweigen wie eine Mauer, an der alles abprallt. Schwarz und mächtig, undurchbrechbar. An diesem Schweigen verzweifelt man. Das kann den auf eine Antwort Wartenden zerbrechen.
Viele Menschen setzen dieses Schweigen als Macht ein.
Was hab ich für ein Glück gehabt! Frauchen schweigt nicht. Sie schreibt. Über alles. Auch über das Schweigen und über die Schweigenden. Sie schreibt auch über mich.
Aber wir, Herrchen und Frauchen und ich, wir schweigen nicht miteinander. Wir reden miteinander und verstehen uns. Wir sind glücklich.
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