Samstag, 10. Juli 2010

Ich kann......



Gestern hab ich erzählt, dass ich morgens abgedüst bin, als Frauchen mich rief.
Aber ich konnte es noch besser - als Frauchen und ich unseren Waldspaziergang machten....
Ach, ich erzähl es von Anfang an:
Wir gingen durch die lange Kastanienallee, genossen die Kühle der Baumschatten. Die Allee führt direkt zu Haus Isenburg, einem schlossähnlichem Gebäude, zu dem auch ein Teich gehört, auf dessen Insel die Kanadagänse nisteten. Da nimmt Frauchen mich stets an die Leine. Zum einen, damit ich nicht in diesen verschlammten Teich springe und zum anderen, weil dort auch der Wald beginnt. Und ich hab nun einmal eine feine Nase und rieche die Wildtiere - Frauchen hingegen riecht sie eigentümlicher Weise nicht.
Bevor der Wald begann und vor allen Dingen, bevor Frauchen mich anleinen konnte, hatte ich die Witterung des Wildes in der Nase. Ich hab die Ohren zugeklappt und bin losgedüst. Weg war ich, durch Gehölz und Schonung, über die Lichtung und durchs Maisfeld bin ich dem Reh hinterhergerannt. Vielleicht war es auch nur ein Hase, egal. Frauchen rief mich verzweifelt, denn der Wald ist sehr groß. Da kam eine Bekannte, die ihre Kinder zum Reiten auf den Reiterhof fuhr. Sie tauschten die Handynummern und die Nette suchte mich in Richtung unseres Hauses per Auto. Frauchen lief indes bei 36 Grad Hitze den Waldweg hinauf, über die Waldwiese, am Maisfeld vorbei und kehrte verzweifelt um. Sie hatte schon Herrchen angerufen. Ich war weg. Traurig lief sie wieder zu der Stelle, von der ich weggelaufen war. Hunde kommen ja meist dorthin zurück, wo sie fortgelaufen sind.
Durch die Zweige sah sie die nette Bekannte mit dem Auto dort stehen und einen schwarzen Hund neben ihr. "Ach, das ist der Hund vom Reiterhof", dachte sie betrübt. Da klingelte ihr Handy und genau die Dame rief an, bei der der schwarze Hund war. Diese sagte: "Gipsy ist bei mir."
Ich war es, schwarz bis an die Ohren, denn ich hatte eine Erfrischung im Schlamm gesucht. Ist ja klar, der Lauf hatte mich ja mächtig angestrengt.
Frauchen freute sich total - klar, ich bin ja lieb gewesen und zurückgekommen.
Ich wurde ins Auto verfrachtet und zu Hause mit dem Wasser aus dem Gartenschlauch abgespritzt, champoniert und abgewaschen und irgendwann, als die schwarze Brühe von mir abgespült war, kam auch ein schönes Airedalemädchen zum Vorschein.
Frauchen aber war fix und fertig, naßgeschwitzt und mußte auch unter die Dusche - aber im Haus.
Abends war ich mit Herrchen unterwegs. Frauchen war bei der Nacht der langen Tische in Meinerzhagen. Als wir sie dort abholen wollten, kam der Fanfarenzug uns entgegen. Da hab ich gezeigt, dass ich nicht nur ein liebes, sondern auch ein ganz ängstliches, lärmempfindliches Mädchen bin. Herrchen ist dann mit mir nach Hause gefahren, ohne dass wir die Meile der langen Tische erreicht hatten.
Aber danach, da ist Frauchen mit mir noch draussen gewesen! Wir haben zwei Glühwürmchen gesehen: sie flogen über unser Grundstück: eins für mich und eins für Frauchen!